Bahn frei für die Bewegungshalle
Dauerbrenner? Eine unendliche Geschichte? Im November 2011 beantragte der TSV Lindewitt über seinen Vorsitzenden Maik Nielsen, gleichzeitig Gemeindevertreter, den Bau einer Bewegungshalle bei seiner Gemeinde Lindewitt. Ein erster Architektenentwurf mit einer Kostenschätzung von 500.000 Euro wurden auf den Tisch gelegt. Der dazu gehörende Beschluss der Gemeindevertretung war etwas hinhaltend: „Die Gemeinde wird sich wohlwollend dem Antrag annehmen.“ Die Dringlichkeit für eine solche Halle lag in den zunehmenden Trendsportarten, die in dem 1250-Mitglieder-Verein stark nachgefragt wurden und mangels Hallenkapazitäten im ganzen Amtsbereich nicht bedient werden konnten.
„Zuerst war kein Geld da, dann hatten andere Maßnahmen Vorrang“, fasst Nielsen die ersten Jahre dieses Dauerthemas zusammen. Nielsen schied aus der Gemeindevertretung aus, die Dringlichkeit zum Bau der Halle aber blieb. Er blieb über die ganze Zeit am Ball, um für seinen Verein diese Interessen mit Nachdruck zu verfolgen. Aber die Angelegenheit schleppte sich über die Jahre dahin.
Heute ist der ehemalige Vereinsvorsitzende wieder Gemeindevertreter, die Halle immer noch nicht gebaut. Allerdings zeichnete sich für ihn und den TSV Lindewitt 2022 ein vermeintlich helles Licht am Ende des Tunnels ab. Lindewitt hatte sich in Absprache mit dem Verein und der Partnergemeinde Großenwiehe über eine gemeinsame Finanzierung der nun geschätzten eine Million teuren Halle geeinigt, die jetzt als Anbau an die bestehende Sporthalle geplant ist. Nun taten sich aber neue Baustellen auf. Widerstände in Eltern- und Lehrerkreisen waren plötzlich ein Hindernis, da der Schulhof nun verkleinert und unübersichtlicher wurde. Diese konnten nur mehr oder weniger ausgeräumt werden.
Inzwischen befasst sich die nun vierte (!) Gemeindevertretung mit dem Antrag des TSV Lindewitt von 2011. Das Problem: Wechselnde Gemeindevertreter hinterfragen nun plötzlich grundsätzlich die Beschlüsse ihrer Vorgänger. Ist es der richtige Standort? Lassen sich die Kosten vertreten? Ist die Halle überhaupt notwendig? Es galt noch einmal, Überzeugungsarbeit für die Notwendigkeit der Halle zu leisten.
Aber schließlich ging es im vergangenen Sommer endlich auf die Zielgerade. Die Ausschreibung erfolgte, die Eröffnung der Angebote sorgte allerdings für den Schock: Fast zwei Millionen Euro sollte der Bau unter dem Strich nun verschlingen. Sollte sich das Licht am Ende des Tunnels als entgegenkommender Zug herausstellen? Erneute grundlegende Diskussionen folgten, doch die Gemeinde entschloss sich, für die Mehrkosten notfalls allein gerade zu stehen. Doch auch dieser Entschluss war nach ein paar Tagen Makulatur. Vergaberechtliche Probleme sorgten dafür, dass eine erneute Ausschreibung stattfinden musste. Und diese ist nun erfolgt, die Angebote wurden seit dem 12. Dezember in vier Terminen bis zum 9. Januar geöffnet.
„Ich will die Angelegenheit endlich vom Tisch haben“, sagte Bürgermeister Wilhelm Krumbügel entschlossen und sichtlich genervt. Er verdeutlicht seine Entschlossenheit, indem er bereits vorzeitig ein Fachbüro für einen Vorschlag zur Umgestaltung des Schulhofes beauftragt hat. Ein strammer Fahrplan folgte, die Auftragsvergabe sollte am 17. Januar 2024 erfolgen. Für etwaige Einsprüche und ihre Bearbeitung ist eine Frist von sieben Kalendertagen zu berücksichtigen, bevor die Bindungsfrist der Angebote am 30. Januar abläuft, die notfalls verlängert werden kann. Unterstützung gab es von der Vergabestelle des Kreises, die diese öffentliche Ausschreibung nun durchgeführt hat. Insgesamt wurden neun Einzellose, sprich Gewerke von Erd- über Hochbau- bis zu Elektroarbeiten, ausgeschrieben. Beim Kreis werden die Angebote nun rechnerisch geprüft, die Ergebnisse zügig an die Amtsverwaltung Schafflund weitergeleitet.
Von dort werden die Ergebnisse dem Architekten Andrée Hansen zur fachtechnischen Prüfung zugeleitet. Er hat die detaillierten Leistungsverzeichnisse zuvor erstellt. „Das können pro Gewerk und Anbieter durchaus mehr als 100 Seiten sein, bei denen zu kontrollieren ist, ob Materialangaben, Produkte und Mengen oder eventuelle Alternativen den Vorgaben entsprechen. Der Zeitplan ist ambitioniert, aber zu schaffen“, erläutert er. Immerhin sind zirka 60 Angebote verschiedener Gewerke zu prüfen. Die wenigsten lagen mit drei für Tischlerarbeiten vor, 14 dagegen für Maurerarbeiten.
Eine Hoffnung hat Hansen zusammen mit der Gemeinde: „Möglicherweise haben einige Firmen jetzt Lücken in ihrem Terminkalender, was sich auch positiv auf die Preise auswirken kann. Im privaten Wohnungsbau hat es doch einige Rückzieher gegeben.“ Erst wenn er seine Arbeit beendet hat, werden die Ergebnisse für die Gemeinde zugänglich sein und zur Beschlussreife gebracht werden können. Dies gelang nun termingerecht, die Gemeindevertretung erteilte die Aufträge für die Bauleistungen zur Errichtung der Bewegungshalle für 1,7 Millionen Euro, die Gesamtkosten liegen dann bei 1,9 Millionen. Gegenüber der ersten beschränkten Ausschreibung konnte eine Einsparung von zirka zehn Prozent erreicht werden.
Nun wird zunächst das Spielgerät auf dem Pausenhof für die Dauer des Baus abgebaut werden und hinter dem südlichen Tor des A-Platzes ein wassergebundener Ausweichparkplatz geschaffen werden.
Autor: Reinhard Friedrichsen