Beginn der Wärmewende?
In Großenwiehe sind auf einer Gesamtfläche von 120 Hektar drei Solarparks geplant. Für zwei, in Großenwiehe-Ost und in Loftlund, brachte der Bauausschuss nun die Bauleitplanung auf den Weg, um auf landwirtschaftlichen Flächen entsprechendes Baurecht zu schaffen.
„Wir haben verschiedene Erzeuger regenerativer Energien in der Gemeinde, alle auf einem verschiedenen Stand“, stellt Bürgermeister Keno Jaspers fest. Dazu gehört die Biogasanlage, an der die Gemeinde beteiligt ist und die einen großen Teil des Dorfes bereits mit Wärme versorgt. Hinzu kommt die Windenergie und bald wohl auch die Erzeugung von grünem Wasserstoff der Nord-Spedition. „Wir müssen nun bei Photovoltaik die Wärme mitdenken, um für die Zukunftsplanung keinen Fehler zu begehen“, ergänzt er.
„Was dem Einzelnen nicht möglich ist, schaffen viele“, kommentiert Alexander Steber von MaxSolar aus Traunstein. Das Unternehmen hat nachhaltige kommunale Fernwärmenetze auch aus Windenergie und Photovoltaik im Portefolio und plant in Großenwiehe-Ost zu beiden Seiten der Kreisstraße einen Solarpark von 58 Hektar Größe. Die Quelle der Energie sei egal, so Steber, von Biomasse über Wind oder Erdwärme bis zu Photovoltaik, sie landet stets in einer Steuer- und Heizzentrale, die Wasser mit einer Vorlauftemperatur von mehr als 80 Grad in eine Wärmeübergabestation leitet und Wohnhäuser mit Heizwärme und Warmwasser versorgt. Von daher bräuchte niemand befürchten, ältere Häuser könnten nicht ausreichend gewärmt werden.
Um letztendlich einen wirtschaftlichen Betrieb zu gewährleisten, sei eine Anschlussquote von 50 bis 60 Prozent aller Häuser notwendig. Oberstes Ziel ist eine CO2-neutrale Wärmeproduktion, „fossile Energieträger sollten vollkommen vermieden werden“, fährt Steber fort. Dazu gehöre auch konventioneller Strom, nur für den absoluten Supergau bei Ausfall tragender Systeme müsse eine Stromdirektleitung in Reserve vorhanden sein.
Ein Ziel sei zudem, sich unabhängig von großen Energiekonzernen zu machen. Aber ist der Nutzer nun nicht wieder abhängig von nur einem Anbieter? „Hier ist die Gemeinde federführend beteiligt, die auf die Verträglichkeit für ihre Bürger zu achten hat“, antwortet Steber.
Bleibt die unweigerliche Frage nach den Verbrauchskosten für den Nutzer. Dies lasse sich heute natürlich noch nicht beantworten, „aber wichtig ist, dass wir vergleichbar sind,“ schließt er. Für die Herstellung der Hausanschlüsse gelten im Moment Förderquoten zwischen 40 und 70 Prozent.
„Für uns ist das hier der erste Aufschlag“, sagt Jaspers und erläutert das weitere Vorgehen. Für das Einwerben öffentlicher Fördermittel, derzeit 40 Prozent für Bau und Planung des Wärmenetzes, ist zunächst eine Machbarkeitsstudie notwendig, die selbst mit 50 Prozent gefördert wird. Diese wird in Kürze in Auftrag gegeben werden. Sie sollte dann im dritten Quartal 2024 vorliegen. „Dann sollten alle Akteure der Energieerzeugnis in der Gemeinde an einen Tisch“, beabsichtigt Jaspers, um die Enden für ein Wärmeprojekt Großenwiehe zusammenzubringen.
MaxSolar bietet der Gemeinde nicht nur eine mögliche Komplettlösung, sondern auch ein Bürgerenergiekonzept, sprich Bürgerbeteiligung. Bürger können Anteile an einer Energiegenossenschaft mit einer Einstiegshöhe von 150 Euro erwerben. Je höher die Gesamteinlage, desto größer wird der Bürgersolarpark, der vom übrigen abgekoppelt wird. In den letzten Jahren konnten dabei Renditen zwischen 3,5 und 4,3 Prozent erwirtschaftet werden.
Aber auch die Gemeinde kann teilhaben. Ohne Gegenleistung kann sie für die nächsten 20 bis 30 Jahre mit 2000 Euro pro Hektar Freiflächenphotovoltaik rechnen. Zudem verbleiben 90 Prozent der Gewerbesteuer vor Ort. „Eine Chance für spürbare und langfristige Einnahmen in Ihrer Gemeinde“, wirbt Projektentwicklerin Inken Klein Meulemann. Mit dem Baubeginn könne in etwa zwei Jahren nach Abschluss des Baugenehmigungsverfahrens gerechnet werden.
Die zweite, etwas kleinere Freifläche soll weiter im Norden in Loftlund durch „Green Tech“ aus Hamburg entstehen. Sie verfolgt eher konventionelle Ziele der grünen Stromerzeugung, ist auf 30 Jahre ausgelegt und bietet aber auch eine Bürgerbeteiligung.
Autor: Reinhard Friedrichsen